WÄR ICH DOCH FRÜHER JUNG GEWESEN von H.C.Andersen Uraufführung

GRAND THÊATRE LUXEMBOURG 2010
Waer-ich-doch-frueher-jung-gewesen-by-Christophe-Olinger-3-


Sollen wir jetzt Menschsein spielen?
Von
Elisabeth Ritonja
– 29. März 2012
Mitte März gastierte eine Produktion des „Théâtres de la ville des Luxembourg“ im TAG in der
Gumpendorfer Straße. Unter dem Titel „Wär ich doch früher jung gewesen“ erlebte das Wiener
Publikum eine einfühlsame und geistreiche Hommage an den dänischen Schriftsteller Hans Christian
Andersen.
Es gibt viele Rezepte, um gutes Theater zu machen, aber auch wenn man diese befolgt, ist das
Ergebnis nicht immer exzellent. Manches Mal ist es das Ensemble, das Schwächen zeigt, manches
Mal die Inszenierung selbst, manches Mal das Licht, das einfallslos gehandhabt wird und manches
Mal eine zu schräge oder unauffällige Musik. Kurzum – die vielen Bausteine, die einen guten Abend
ausmachen und sich gegenseitig bedingen, sind auch besonders leicht störanfällig. Abende, die Lob
rundum verdienen, sind schon alleine deshalb nicht besonders häufig. Umso erstaunlicher ist es,

wenn man eine Inszenierung erlebt, die rundum geglückt ist..
Im TAG konnte man nun einen intimen, reizvollen und bezaubernden Abend erleben.
Die Rolle des dänischen Schriftstellers verkörperte Luc Feit, am Cello begleitet von André
Mergenthaler, der dafür sorgte, das Publikum in ganz unterschiedliche Klanglandschaften eintauchen
zu lassen. Eines vorweg – die beiden Protagonisten sind ein harmonisches, sich gegenseitig nicht nur
respektierendes, sondern exzellent ergänzendes Paar. Luc Feit besticht rundum. Es hat den Anschein, als ob es
kein schauspielerisches Register gäbe, das er nicht imstande ist zu ziehen. Ein Komödiant vom
Scheitel bis zur Sohle, zeigte er in diesem Stück, dass jedes noch so kleine Textfragment dazu
geeignet ist, sich zu Großem aufzuschwingen, wenn dies von einem Könner der Schauspielkunst in
die Hand genommen wird.
Der Abend besteht aus einer Aneinanderreihung von Andersen-Gedichten und Märchen – bekannten
und weniger bekannten, aber auch kleinen Literaturfitzelchen wie jenem, in welchem Feit eine alte,
wie es heißt „sehr geizige“ Frau mimt, die jede Nacht lautes Katzenmiauen imitiert, um sich als
Tierbesitzerin zu präsentieren. Im hinteren, linken Bühneneck von einem scharfen Lichtkegel
angestrahlt, miaut er mit großer Grimasse so herzzerreißend und komisch zugleich, dass Andersens
skurrile Idee, die Motivation der verwirrten Dame auf deren Geiz zurückzuführen, in diesem kurzen
Augenblick so verdichtet wird, dass es keine Steigerung der Anschaulichkeit mehr gibt.
Die Regie von Johannes Zametzer sprüht nur so von kleinen, witzigen Einfällen, die sich auch in der
speziellen Inszenierung der Requisiten zeigt. Ob es ein ganzes Heer von kleinen Blechfröschen ist,
die munter zu springen beginnen, ein mit Trockeneis auf die Bühne gerollter Aluminium-
Reisekoffer, der dabei kurzfristig zum Star avancieren darf, oder ein mit Helium gefüllter, großer
Ballon, an dem ein leerer Kleiderhaken hängt, gedacht als Aufbewahrungsort für des Kaisers neue
Kleider – immer ist es ein gewisses Augenzwinkern, welches die Dinge und ihren Einsatz auf der
Bühne begleitet und dadurch das Geschehen so sympathisch unterstützt. Erreicht wird dadurch ein
besonderer Zauber, der den ganzen Abend über anhält. Dabei darf man nicht nur tief in die kreative
Gedankenwelt von Hans Christian Andersen eintauchen, sondern auch noch mitfühlen, wie er selbst
von Zahnschmerzen und Depressionen geplagt wird. Mit einem schauspielerischen Parforceritt der
Sonderklasse klang der Abend aus. Dabei schlüpfte Luc Feit in die Rolle eines Sparschweines und
einer Puppe, zweier Sofakissen, einer Uhr, einer Reitgerte und eines Schaukelpferdes und entließ die
Zuseherinnen und Zuseher nach diesem Bravourakt nicht nur bester Laune, sondern auch ein ganz
kleines bisschen wehmütig, denn es dürfte wohl niemanden gegeben haben, bei dem sich keine
persönlichen Kindheitserinnerungen eingestellt hatten. Kein Wunder, dass dieser Schauspieler nicht
nur auf der Bühne, sondern vor allem auch in vielen Kino- und Fernsehfilmen bisher reüssierte.
Der einzige Wermutstropfen, der das Gastspiel in Wien begleitete war, dass leider nur zwei
Vorstellungen am Programm standen. Zu wenig, um vielen Menschen die Möglichkeit dieses
zauberhaften Theatererlebnisses zu genießen
european-cultur-news.com


In „Wär ich doch früher jung gewesen“ präsentieren Darsteller Luc Feit und Cellist André Mergenthaler ein mitreissend lebhaftes Portrait des dänischen Schriftstellers H.C.Andersen.
Der Einstieg in das Stück ist ein Lehrstück in Schauspiel. Ein Stück, um einen der grössten Geschichtenerzähler des Abendlandes erst einmal mit Stille zu beginnen, setzt von vorne herein ein Zeichen, das man Neuland betreten wird.
Die Inszenierung von Johannes Zametzer ist mitreissend dynamisch. Geschickt verknüpft sie eine teils illustrative Handlung, dann wiederum scheint der Darsteller sich vom Text zu lösen. Zur gewohnten Professionalität gesellt sich ein spürbar leidenschaftlicher Elan, der die Märchenstunde für Erwachsene zu einem Moment geteilter Freude werden lässt.
Das Wort 12.2.2010


Mit „Wär ich doch früher jung gewesen“ zeigen der Regisseur Johannes Zametzer und sein Team, dass die Theaterbühne ein passender Ort ist, um Andersen, dem Träumer, dem Dandy, dem von Selbstzweifeln geprägten Künstler, näher zu kommen und um die Welten Andersens auferstehen zu lassen. Es gelingt, weil die Inszenierung sich auf das Wesentliche beschränkt. Kaum Dekor, dafür kleine, mit viel Phantasie und Witz ausgewählte Details. Ein szenen- und bilderreiches Theaterstück
mit vielen Personen und noch mehr Gegenständen, in alle schlüpft Luc Feit hinein.
Und am Ende des Abends bekommt man selbst Lust, aus der Welt zu springen, sich in Standuhren, Schaukelpferde oder Sparschweine zu verwandeln, um in Märchenwelten das Wahre zu spüren, um sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, um beim „Menschspielen“, dem Menschsein näher zu kommen.
Das Tageblatt 12.2.2010

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